Lexikon
Cellulite-Präparate
Von Wirkung und Nebenwirkung
Die kosmetische Industrie bietet eine Vielzahl von Präparaten mit den verschiedensten Wirkstoffen zur Behandlung der Cellulite an. Ein guter Wirkstoff sollte möglichst ohne Nebenwirkungen für einen guten Lymphabfluß sorgen und/oder eine bessere Stoffwechsellage im betroffenen Gewebe fördern. Die meisten auf dem Markt befindlichen Wirkstoffe schneiden bei diesen Forderungen, besonders wegen der Nebenwirkungen, eher enttäuschend ab.
Als Grundlage für Cellulite-Präparate werden oft Gele verwendet. Man setzt als Gelbildner meist Poliacrylsäure ein, die Gele werden je nach Hersteller mit bunten "Wirkstoff"-Kügelchen optisch aufgepeppt. Alles in allem schaden die reinen Gele nicht, mit unangenehmen Nebenwirkungen muß nicht gerechnet werden. Durch die Art der Anwendung können sie großen Nutzen bringen.
Durchblutungsfördernd durch Thermoeffekt
Stoffe, die die Durchblutung der Haut anregen bzw. eine Wärmewirkung erzeugen sollen, haben vielfach in der Rheumabehandlung ihren Stammplatz und zum Teil erhebliche Nebenwirkungen. Die Wirkung bei Cellulite ist nicht gesichert. Bei Salicylsäure, ähnlich wie bei Alphahydroxisäuren (AHA), entstehen Gewebedefekte. Das geschädigte Gewebe muß abtransportiert werden, daher wird zunächst einmal Flüssigkeit ins Gewebe transportiert. Es kommt zu einem Straffungseffekt, der optisch eine Verbesserung vortäuscht. Ähnliches gilt für die Ameisensaure (blasenziehend), die man im Extrakt roter Waldameisen erwarten darf.
Bei den Capsaicin-haltigen Extrakten wie Paprikaextrakt, Cheyennepfeffertinktur, dem Capsaicin selbst sowie den ätherischen Ölen Ingweröl, Zimtöl, Rosmarinöl, Eucalyptusöl, Teebaumöl (Terpentin, Cinneol), Arnikaextrakt, Efeuextrakt u.v.a. sollte man berücksichtigen, daß ein zum Teil erhebliches allergisierendes Potential vorliegt.
Durch die erhöhte Durchblutung verspricht man sich eine bessere Versorgungssituation im abgeschlafften Gewebe. Der Stoffwechsel soll angeregt werden. In der Theorie mag das stimmen, aber praktisch bringt man durch die stärkere Durchblutung zunächst einmal hauptsächlich noch mehr Flüssigkeit ins Gewebe. Der Hauptbestandteil von Blut ist nun einmal Gewebeflüssigkeit; das heißt, die Versorgungswege werden noch länger, und für einen Abtransport über dieLymphe ist mit durchblutungsfördernden Mitteln allein nicht gesorgt.
Jod- und coffeinhaltige Präparate
Eine andere Kategorie von Wirkstoffen umfaßt jodhaltige Präparate, die über eine Anregung der Schilddrüse Fett abbauen soll. Dazu gehören vor allem diverse Algenextrakte. Ob sie jedoch, äußerlich appliziert, je die Schilddrüse erreichen, ist fraglich und wenn: ob dann gerade die Fettdepots an den Schenkeln abgebaut werden?
Vom Coffein erhofft man sich die Anregung des zentralen Nervensystems und eine entwässernde Wirkung durch seine harntreibende Eigenschaften. Neben dem Coffein finden coffeinhaltige Extrakte wie Guarana und Cola Verwendung. Auch hier ist die Wirkung bei lokaler, äußerlicher Anwendung eher fraglich.
Andere Wirkprinzipien
Erfolge bei der Entstauung des Gewebes erzielt man zum Beispiel über Heilerdewickel. Dabei wird eine Mischung aus Totem-Meer-Salz und Heilerde mit saugfähigen elastischen Binden aufgetragen. Wahrscheinlich wird die Gewebeflüssigkeit mitsamt den wasserhaltenden Eiweißen durch den Konzentrationsunterschied an Mineralstoffen quasi in die Lymphe geschoben.
Daneben gibt es eine Anzahl von Kräuterbädern, deren psychologische Wirkung, neben der eventuellen Stoffwechselanregung durch die Wärme, nicht zu unterschätzen ist.
Aus der Vielfalt des apparativen Repertoires können Geräte, die durch elektrische Impulse die Muskulatur anregen, den Lymphabfluß fördern - ohne bekannte unerwünschte Nebenwirkungen.
Finger weg von Entwässerungs- und Abführmitteln
Der Aufbau des weiblichen Fettgewebes ist, wie gesagt, naturgegeben und bedarf im Normalfall keiner Therapie. Bei leichten Stauungen kann das ganze Arsenal verantwortbarer Kosmetikbehandlungen und Produkte eingesetzt werden. Nur in relativ wenigen Fällen bleiben die Stauungen bestehen und gehen über das Normale hinaus. In diesen wenigen Fällen handelt es sich um eine krankhafte Veränderung des Fettgewebes (Lipödem). Diese Lipödeme sind äußerst druckempfindlich und schmerzhaft. Frauen, die diese Beschwerden haben, gehören in die Obhut eines Arztes, der mit einem gewissenhaften Physiotherapeuten zusammenarbeitet.
Vor Entwässerungs- und Abführmitteln ist zu warnen, da durch sie der gesamte Elektrolythaushalt lebensbedrohlich entgleisen kann. Die Ödemisierung des Gewebes wird jedoch nicht beseitigt, da die Stoffe, die das Ödem aufrechterhalten, mit diesen Mitteln nicht entfernt werden.
Bei der chirurgischen Entfernung des Fettgewebes sind gefährliche Nebenwirkungen nicht auszuschließen. Egal, ob es sich um die Lipektomie (Herausschneiden des Fettes), Liposuktion (Zerkleinern und Absaugen) oder die Elektrolipolyse (Zerstörung von Fettzellen mittels elektrischem Strom) handelt: Man weiß noch nicht, was dabei im einzelnen mit dem autonomen Nervensystem, der Mikrozirkulation sowohl der Blutgefäße als auch der Lymphe passiert.