Produktpiraterie in der Gesundheitsbranche

Sie wollen schnelles Geld, stehlen dafür millionenteure Ideen und werden ungeachtet ihrer illegalen Aktivitäten immer wieder von deutschen Aufsichtsbehörden hofiert: Produktpiraten verursachen nach aktuellen Untersuchungen des Beratungsunternehmens Ernst & Young einen volkswirtschaftlichen Schaden von mehr als 50 Milliarden Euro. 

Die Bundesregierung nutzt diese Zahlen gezielt, um die Aufmerksamkeit auf ausländische Plagiatshersteller zu lenken: So forderte die Kanzlerin bei der Industriemesse Hannover 2012 speziell von der Volksrepublik China einen besseren Schutz des geistigen Eigentums deutscher Unternehmen [1]. Doch weit gefehlt: Die aggressivsten Produktpiraten und Wirtschaftsspione sitzen in Deutschland! Nach neuesten Studien sind sie schon jetzt für jeden vierten Plagiatsfall verantwortlich, Tendenz rapide steigend [2]. 

Vor allem in der Gesundheitsbranche sind die Produktpiraten mafiös organisiert. In Schneeballsystemen fluten sie den Markt und vertreiben ihre billigen Fälschungen zu teuren Preisen. Dabei schädigt ihr kriminelles Handeln nicht nur die Originalhersteller, die Ideen, Zeit und Geld in die Entwicklung ihrer innovativen Produkte gesteckt haben, sondern auch die Verbraucher, die arglos wirkungslose bis gesundheitsgefährdende Plagiate kaufen und verwenden. Über Todesfälle nach Einnahme gefälschter Arzneimittel wird immer wieder berichtet. Die Weltgesundheitsbehörde WHO schätzt, dass derzeit 10% aller im Handel befindlichen Arzneimittel gefälscht sind. 

 

Koreanischer Ginseng

Ein typisches Beispiel ist der koreanische Ginseng (Panax ginseng C. A. Meyer). Den gibt es jetzt auch aus „deutschem Qualitätsanbau“. Angebaut wird die Mittelgebirgspflanze im Flachland, im falschen Klima, im falschen Boden. Die Qualität ist entsprechend lausig. Ebenso schlecht sind Produkte aus Ginseng-Blättern. Nach Angaben des Koreanischen Ginseng-Forschungsinstitutes haben sie eine minimale Menge an Wirkstoffen. Dazu kommt ein Haufen an Produkten, die viel zu wenig Ginseng-Menge enthalten, um wirksam sein zu können. Der Grund für solche Produkte ist immer der gleiche: mehr Profit mit schlechten Produkten zu machen. Das eigentliche Problem dabei: die Menschen wenden sich vom Ginseng ab, weil die Wirkung sie enttäuscht. Damit entgeht ihnen aber auch die Chance für Ihre Gesundheit, die ein gutes Produkt ihnen bieten könnte. Manche Anbieter, wie der Ginseng-Laden.de bieten ihren Kunden deshalb kostenfreie Informationen. Bei jedem Ginseng-Produkt gibt es unter „pdf“ das Informationsblatt „Hinweise zum Ginseng-Kauf“.

Weitere Beispiele, in denen Pionierprodukte gnadenlos imitiert und Plagiate mit fremden Federn geschmückt werden, sind Aloe Vera, Bärlauch, Bockshornklee, Johanniskraut.

 

Zistrosen-Extrakt Cystus052®

Das wahrscheinlich am häufigsten kopierte Präparat ist jedoch der bewährte Zistrosen-Extrakt Cystus052®. In Form von Zistrosen- oder Cistus-Kapseln, -Tabletten, -Tees oder -Sprays werden sie bundes- und internetweit in Bio-Märkten, Reformhäusern oder direkt vertrieben. Ganz klar handelt es sich bei all diesen Produkten um billige Imitationen des wirksamen Originals Cystus052®, das ausschließlich in Apotheken erhältlich ist. Der Hersteller von Cystus052®, die Dr. Pandalis Urheimische Medizin GmbH & Co. KG, investierte millionenfach in Entwicklung und Erforschung des Präparates und ließ dessen Anwendung gegen Grippe und Erkältungskrankheiten europaweit patentieren. Cystus052® ist der Extrakt aus einer speziellen, griechischen Varietät der Graubehaarten Zistrose (Cistus incanus L. Pandalis®), die aufgrund der geografischen und klimatischen Gegebenheiten ihres Herkunftsortes über besondere Inhaltsstoffe verfügt. Diese Inhaltsstoffe verleihen Cystus052® seine vorbeugende und therapeutische, antivirale Wirksamkeit gegen Grippe- und Erkältungserreger.  Als die Nachfrage von Cystus052® zu Zeiten von Vogel- und Schweinegrippe in die Höhe schnellte, schossen auch die Nachahmer wie Pilze aus dem Boden. Doch woher bezogen all diese Firmen, die zuvor noch nie etwas von Cistus gehört hatten, ihre Pflanzenrohstoffe – noch dazu mitten im Winter!?  Die Produktpiraten verwenden Rohstoffe unbekannter Herkunft und unbestätigter Wirksamkeit und berufen sich zu Marketingzwecken dreist auf die umfangreichen Studien des Original-Herstellers Dr. Pandalis. Dadurch verstoßen sie nicht nur gegen geltendes Patentrecht, sondern begehen wissentlich Verbrauchertäuschung. 

Stellt sich letztendlich die Frage, warum den Produktpiraten niemand das Handwerk legt? Die zuständigen Behörden werden – wenn überhaupt – nur dann tätig, wenn mal wieder ein Skandal die Medienlandschaft aufrührt. Vielleicht ist es ja politisch nicht gewollt, Kopierer an den Pranger zu stellen? 100 Produktpiraten bringen immerhin mehr Steuereinnahmen als 1 Originalhersteller.

 

 

[1] NN: Auftakt des Wahljahres: CDU warnt vor Wirtschaftsspionage. Hamburger Abendblatt/dpa, Hamburg, 4.1.2013 

[2] Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau: VDMA-Studie Produktpiraterie 2012. VDMA, Frankfurt, 20.4.2012

 

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