Lexikon






Selen

Selen ist ein Spurenelement, das in den Böden der Bundesrepublik Deutschland nicht ausreichend vorkommt. Der Mangel wird durch die heutigen landwirtschaftlichen Methoden noch verstärkt: Unsere Böden werden immer ärmer. Die Bundesrepublik gehört zu den selenärmsten Ländern Mitteleuropas. Das wurde erst unlängst durch eine gründliche Studie des Instituts für Tierernährung der Universität Bonn bestätigt. Weidetiere weisen Symptome eines Selenmangels wie Wachstumsverzögerung und Totgeburten auf, wenn Selen nicht supplementiert wird.


Welche Rolle spielt Selen für die Erhaltung der menschlichen Gesundheit?

Wie kein anderes Spurenelement steht das Selen im Blickpunkt des Interesses bei den forschenden Biologen, Biochemikern, Ernährungsphysiologen und Medizinern. Sein Wirkungsspektrum ist in den letzten Jahren immer gründlicher erforscht worden. Dieses in früheren Zeiten als Gift angesehene Element ist als essentieller Bestandteil unserer Ernährung ein lebenswichtiger Baustein für jede einzelne Körperzelle.

Als Bestandteil von Enzymen wie der Glutathionperoxidase, die eine umfassende gesundheits und lebenserhaltende Funktion ausübt, muß es dem Organismus permanent zur Verfügung gestellt werden.

Zu den wichtigsten Selenwirkungen gehören:


  • der Schutz der Zelle vor "freien Radikalen", die als hauptsächliche Verursacher vorzeitiger Alterungsprozesse gelten
  • die Erhöhung der körpereigenen Resistenz (Abwehrkraft) gegen Krankheitserreger einschließlich Viren und Umweitgifte
  • die immunstimulierende Wirkung
  • der Schutz vor giftigen Schwermetallen
  • die krebsschützende Wirkung
  • die Funktionserhaltung praktisch aller Organe, einschließlich des Herzens, der Leber, der Muskeln und Lymphozyten (weißer Blutkörperchen).

Was bedeuten die Selenwirkungen im einzelnen?

Der amerikanische Altersforscher Prof. Harman hält den Alterungsprozeß für die Summe der schädigenden Reaktionen von "freien Radikalen", die in den Körperzellen und geweben ständig vor sich gehen. Was sind "freie Radikale"? Es sind biochemische Substanzen, die in allen Körperzellen entstehen, vor allem durch unvollständige Sauerstoffverbrennung (Oxidation) oder durch einen gestörten Fettstoffwechsel (Lipidperoxidation). Aber auch durch Einwirkung von außen entstehen "freie Radikale", z. B. durch die ultravioletten Strahlen der Sonne, durch Zigarettenrauch, durch Rückstände in Nahrungsmitteln, Röntgenstrahlen, Streß, bestimmte Arzneimittel und viele andere Faktoren.

Freie Radikale haben als Sauerstoffatome eine ungerade Elektronenzahl. Das macht sie zu hochreaktiven Substanzen, denn sie sind bestrebt, ein Elektron abzugeben oder eins hinzuzubekommen. Sie gehen also mit jedem gerade in der Nähe befindlichen Molekül eine Verbindung ein. Wenn die Reaktion im Übermaß mit Bestandteilen der Zellen selbst erfolgt, treten schädliche Veränderungen und mit der Zeit Zellzerstörungen ein.

Die Folgen sind vielfältig:

Freie Radikale sind beteiligt an der Bildung von" Altersflecken", sie schädigen die Zellmembranen und machen sie durchlässig für Schadstoffe, wodurch Krebs entstehen kann. Sie verursachen Fehlreaktionen des Immunsystems, wodurch chronische Entzündungen (wie Gelenkrheumatismus) entstehen. Sie sind mitbeteiligt an der Entstehung so verbreiteter Krankheiten wie Arteriosklerose, Bluthochdruck, Allergien, Immunschwäche usw.

Gegen die Angriffe der"freien Radikale" wehrt sich der Körper mit Hilfe von Vitaminen und Enzymen, die zum Teil aus Selen bestehen. Die bekanntesten Radikalenfänger sind die Vitamine C und E sowie Beta Carotin, eine Vorstufe des Vitamin A.

Diese Radikalenfänger werden auch als Antioxidantien bezeichnet. Solange es genügend von ihnen gibt, können die freien Radikale nicht überhandnehmen, der Alterungsprozeß wird verzögert und der Mensch bleibt gesund.

In der enzymatischen Abwehr der freien Radikale spielt nun Selen eine bedeutende Rolle. Es liegt auf der Hand, daß eine ausreichende Selenversorgung gerade für ältere Menschen für die Gesunderhaltung unerläßlich ist. Leider sieht es damit gar nicht gut aus. Zu dem schon erwähnten Selenmangel im Boden kommen gerade bei älteren Menschen leicht Ernährungsfehler, die das Selendefizit noch verschärfen: Einseitige Kost, falsche Zubereitung der Nahrung (durch Kochen geht bis zu 50% des in der Nahrung vorhandenen Selens verloren), Essen von Konservennahrung und industriell verarbeiteter Nahrungsmitteln. Außerdem liegen bei älteren Menschen häufig zusätzlich Resorptionsstörungen (Schwierigkeiten in der Aufnahme von Nährstoffen) organischer oder medikamentös verursachter Art vor.

Prof. Grube vom Wilhelminenspital der Stadt Wien hat in den vergangenen Jahren klinische Erfahrungen bei den verschiedenartigsten SpurenelementMangelerkrankung gesammelt. Er hat festgestellt, daß gerade ältere Menschen mit mehrfachen Gesundheitsstörungen immer häufiger die Symptome eines Spurenelemente Mangels zeigen. Unter diesen Erkrankungen sei besonders der Mangel an Selen in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen. Prof. Gruber setzt Selen als Hilfsmittel (Adjuvans) bei folgenden Erkrankungen ein: koronare Herzkrankheit, Arteriosklerose, Herzinfarkt, rheumatischer Formenkreis, Leberzirrhose, Augenkrankheiten, Erkrankungen der Haut, Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse, Morbus Parkinson, (Schüttellähmung), Alzheimer Krankheit.

Selen wird zunehmend zur Krebsprophylaxe (Vorbeugung) eingesetzt. Zwar ist Krebs keine Selen Mangelkrankheit, aber Selen fördert deutlich die Immunabwehr des Körpers. Ein zu niedriger Selenstatus schwächt die körpereigene Abwehr gegenüber krebserregenden Stoffen. Niedrige Selenwerte im Blut zeigen also ein erhöhtes Krebsrisiko an. Das gleiche trifft zu für ein erhöhtes Infarktrisiko.

Umfangreiche Untersuchungen des Selenstatus (Normalwert = 100%) bei verschiedenen Krankheitsbildern zeigen deutlich, daß Selenmangel vorliegt bei:

  • Krebserkrankungen = 86%
  • unter Chemotherapie = 68%
  • koronare Herzerkrankungen = 64%
  • Geriatrie = 66%
  • Immundefizienz (AIDS) = 63%
  • Rheumatoider Formenkreis = 74%

Wieviel Selen brauchen wir täglich?

50-200 mcg gelten als ausreichend und sicher, bis 500 mcg sind auf jeden Fall auch über eine längere Einnahme unbedenklich. Mit der Nahrung nehmen Frauen durchschnittlich 38 mcg und Männer 47 mcg täglich zu sich, liegen also deutlich unter dem empfohlenen Minimalwert. Besonders mangelhaft versorgt sind Risikogruppen wie schwangere, stillende Mütter, Alkoholiker, Patienten mit parentaler Ernährung, Vegetarier, Herzkranke und eben ältere Menschen.

Fachleute empfehlen die Aufnahme von 100 200 mcg pro Tag durch Nahrungsergänzung. Dies gilt besonders bei bestehenden Störungen, also zur Verbesserung der Abwehrlage bei Krankheiten, aber auch bei sportlicher Anstrengung, bei Streßsituationen, bei Belastungen durch Schwermetalle, (Blei, Cadmium, Quecksilber (Amalgam!) sowie bei der Einnahme entwässernder Medikamente.

Ein Hinweis: 65% der Gesamtselenaufnahme durch die Nahrung erfolgt durch tierische Proteine. Zu den selenhaltigsten Nahrungsmitteln gehören dabei Innereien wie Leber und Niere. Schweinefleisch liefert heute ca. 25% des Selens in der Nahrung, da die Futtermittel der Schweine mit Selen angereichert werden. Nun schränken viele Verbraucher aus guten Gründen die Verwendung von Schweinefleisch, Leber und Nieren ein. Sie müssen deshalb besonders auf ausreichende andere Quellen achten.

Der kalifornische Mediziner Prof. Schrauzer meint, daß der tatsächliche Bedarf an biologisch verfügbarem Selen, den er mit täglich 300 mcg. beziffert, heute über Nahrungsmittel kaum gedeckt werden kann. Er empfiehlt deshalb die Ergänzung durch Selenpräparate. Hierfür stehen besonders organische Präparate auf Hefebasis zur Verfügung. Diese enthalten Nährhefe mit natürlich gebundenem Selen. Diese biologisch aktive Selen entspricht dem über die Nahrung aufgenommenen Selen. Damit ist eine optimale Aufnahme und Verwertung gewährleistet. Personen, die hefehaltige Produkte nicht vertragen, nehmen hefefreies Selen. Dabei wird das Spurenelement Selen an eine Aminosäure (Methionin) gebunden, um die Resorption durch den Organismus zu ermöglichen.

Literatur:

Diesen Text haben wir mit freundlicher Genehmigung dem Buch "Handbuch Nähr- und Vitalstoffe" von Dieter Henrichs entnommen. Das Buch informiert auf 396 Seiten ausführlich über das Thema Orthomolekulare Medizin.

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