Lexikon






Mistel

Viscum album LINNÉ. Sonstige, umgangssprachliche Namen:

Mistele
Nistel
Misple
Wispen
Wespe
Hexenkraut
Hexenbesen
Marentaken
Immergrüne
Bocksfutter
Geißkraut
Heil aller Schäden
Kinster

Der immergrüne, bis zu 1 m Durchmesser erreichende, kugelbuschige, mehrfach gabelästige Mistelstrauch zählt zur Familie der Mistelgewächse. Mit ihren Wurzeln dringt sie in die Rinden- und Holzschicht ein und entnimmt der Wirtspflanze Wasser und Nährsalze, die die Pflanze selbst verarbeitet (Halbschmarotzer). Der kurze dicke Stamm trägt gegliederte, grünbraune Zweige, die in Form einer falschen Gabelung (Scheindichotomie) angeordnet sind. Jedes Gabelglied der Zweige endet in eine kurze, meist blütentragende Spitze. Die gegenständigen, gelbgrünen, ledrigen Laubblätter sind sitzend und löffelförmig, teilweise auch sichelförmig gebogen. Sie werden 1,5-2 Jahre alt und fallen dann ab. Die unscheinbaren, eingeschlechtlichen Blüten stehen zu 3-5 in sitzenden Trugdolden inden Achseln von kleinen Hochblättern. Die großen männlichen Blüten besitzen eine vierteilige, gelbgrüne Blütenhülle, die zu einer kurzen Röhre verwachsen. Die 4 Staubblätter sind vollständig mit der Blütenhülle verwachsen und besitzen zahlreiche sich nach innen öffnende, porenförmige Pollenfächer. Die unscheinbarere, kleinere Blütenhülle der weiblichen Blüten ist 3- bis 4-teilig. Der Fruchtknoten ist unterständig und besitzt nicht immer einen Griffel. Dieser hat eine dicke polsterförmige Narbe. Die erbsengroße, zuerst grüne, später weiße bis gelbliche Frucht ist meist einsamig (selten zweisamig). Der ovale oder zweikantige Samen ist von zähem, schleimigen Fleisch umgeben. Die im November oder Dezember des auf die Blüte folgenden Jahres reifenden Früchte werden durch Vögel verbreitet, die die unverdaulichen, am Schnabel klebenden Samen an Bäumen abwetzen oder mit dem Kot ausscheiden.

Blütezeit: März bis April
Sammelgut: ganzes Kraut
Sammelzeit: März bis April und September bis Oktober

Herkunft: Europa, Asien, Japan
Standort: auf Laub- und Nadelbäumen, lichte Laubgehölze, Obstanlagen, Parks, Wälder

Wirkung:
Die Mistel wirkt blutstillend und verdauungsfördernd. Ebenso wirkt sie blutdrucksenkend. Überdies wird die Mistel in der Krebstherapie eingesetzt; wie sie hier wirkt, wird allerdings noch diskutiert.

Nebenwirkung:
Bei der inneren Anwendung von Mistelzubereitungen sind in der Regel keine Nebenwirkungen zu erwarten. In seltenen Fällen sind allergische Reaktionen möglich. Bei parenteraler Applikation (in die Vene, den Muskel, oder die Haut gespritzt) sind Fieber, Kopfschmerzen, pektanginöse Beschwerden (Angina pectoris = Herzasthma) und Kreislaufstörungen möglich; es muß auch mit schweren allergischen Reaktionen gerechnet werden. Gegenanzeigen sind Eiweiß-Überempfindlichkeit und chronisch-progrediente Infektionen (z.B. Tuberkulose).

Anwendung:
Aufguß und Absud: Gegen Rheumatismus, Ischias und Nervenentzündungen nehmen Sie eine halbe Handvoll getrockneter Pflanzen pro Liter Wasser für Verbände, Lotionen und Kompressen.

Besondere Hinweise:
Bei starker Dosierung ist die Mistel giftig! Sie führt zu Sensibilitätsverlust, fortschreitender Lähmung, blockiert die Atemmuskeln bis zum Herzstillstand.
Besonders die Beeren sind gefährlich. Es wird dringend geraten, nur die grünen Teile der Pflanze zu benutzen!

Wirkstoff/Droge:
Viscotoxin, Azetylcholin, Cholin, Flavonoide

Mistel
Die Therapie mit Mistelextrakt könnte als unspezifische Reiztherapie angesprochen werden. Über die anthroposophische Medizin gelangte die Melisse in die Krebstherapie.
Ähnliche Begriffe