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Enzyme

In jedem Augenblick unseren Lebens laufen in unserem Körper unzählige chemische Reaktionen ab. Diese Vorgänge sind ohne Enzyme nicht denkbar. Wachstum, Wärmehaltung, die Bewegung unseres Blutes, aber auch emotionale Prozesse oder unser Denken, all das hat seine physische Grundlage in der Tätigkeit von Enzymen in unserem Organismus. Enzyme gehören in einem solch umfassenden Maße zum Leben, daß die Wissenschaft in einer lapidaren Definition dessen, was Leben eigentlich ist, geradezu feststellt: Leben ist Enzymtätigkeit!

Was sind Enzyme? Chemisch gesehen sind es Eiweißmoleküle, mehr oder weniger kompliziert und oft als Bestandteil (als sogenannte Coenzyme) Vitamine oder Mineralstoffe enthaltend. Das eigentlich Charakteristische der Enzyme geht allerdings über die molekulare Struktur weit hinaus. Enzyme haben nämlich die geheimnisvolle Fähigkeit, biochemische Reaktionen in unserem Körper zu veranlassen und zu steuern. Diese einzigartige Fähigkeit wird häufig als Enzymkraft bezeichnet.

Die Forschung in diesem Bereich kennt heute etwa 2000 Enzyme und Enzymsysteme, von denen erst einige Hundert in ihrer Wirksamkeit genau bekannt sind. Wissenschaftler schätzen, daß es wahrscheinlich 10000 oder mehr verschiedene Enzyme gibt, die alle ihre jeweils spezifische Aufgabe in der Steuerung der Lebensvorgänge des Körpers erfüllen. Man kann also erwarten, daß die Enzymforschung in der Zukunft noch viele wertvolle Beiträge leisten wird, um die wunderbaren Fähigkeiten der Enzyme gezielt in den Dienst der Gesundheit zu stellen.

Aber nicht nur unser Körper bildet Enzyme für die unzähligen Regelungs und Steueraufgaben. Enzyme sind auch in unserer Nahrung enthalten, soweit sie roh, frisch und unbearbeitet ist. Diese Nahrungsenzyme helfen vor allem bei der Verdauung der Nahrung. Nehmen wir rohes Obst oder Gemüse zu uns, so werden bis zu 70% dieser Kost bereits mit Hilfe der darin enthaltenen Enzyme verdaut. Tiere in freier Wildbahn, deren Nahrung nicht erhitzt wurde, kennen keine Verdauungsprobleme, weil ihre Nahrung enzymreich ist. Eskimos, solange sie rohes Fett (Tran) und rohen Fisch aßen, kannten weder Gewichtsprobleme noch Herzbeschwerden, dank der Verdauungs Enzyme, die sie mit dieser Kostform reichlich aufnahmen.

Wieder einmal wird hier sichtbar, welch eine katastrophale Konsequenz für die Volksgesundheit darin liegt, daß unsere Nahrungsmittel heute meist Stufen der Verarbeitung durchlaufen, die mit Erhitzen verbunden sind. Das gilt schon so uneingeschränkt, daß es uns kaum noch auffällt. Grundnahrungsmittel wie Milch und Butter sind erhitzt (pasteurisiert). Hitze über 65 Grad C zerstört Enzyme. (Ihre chemische Struktur bleibt dabei zwar erhalten, aber sie verlieren das, was sie zu Enzymen macht: ihre Enzymkraft, d.h. ihre Fähigkeit, als biologische Katalysatoren im Körper notwendige chemische Reaktionen, z. B. Verdauungsprozesse, zu veranlassen).

Die Tatsache, daß unsere Nahrung enzymarm ist, daß all das gekochte, gebratene, gedünstete, durch Erhitzen haltbar gemachte Essen keine Enzyme mehr enthält, die unsere Verdauung entlasten könnte, ist von großer Tragweite. Denn was passiert nun? Unsere Bauchspeicheldrüse muß permanent Schwerstarbeit leisten, um all die Enzyme zu produzieren, die für die Verdauung erforderlich sind. Ist es da ein Wunder, daß die Bauchspeicheldrüse unter dieser Belastung krank wird oder gar zusammenbricht? Für unsere Gesundheit ist es wichtig, was (und wie wir) essen. Genau so entscheidend ist es aber, wie wir die aufgenommenen Speisen verdauen, d.h. wie wir dem Organismus die Stoffe zuführen, die er zur Gewinnung von Körperenergie und zur Regelung aller Körperfunktionen benötigt. Die Fähigkeit, Nahrung richtig und vollständig zu verstoffwechseln, ist der Schlüssel unserer Vitalität!

Es kommen zwei wesentliche Punkte hinzu: Erstens: Enzyme können, wie gesagt, nur jeweils eine spezifische Funktion im Organismus erfüllen; z.B. verdauen eiweißspaltende Enzyme kein Fett. Wir haben zweitens bereits ersehen, daß Enzyme, die wir mit der Nahrung aufnehmen, die körpereigene Enzymproduktion wirksam entlasten können. Wenn wir also enzymreiche Kost zu uns nehmen, wird unsere körpereigene Enzymproduktion nicht durch die Herstellung von Verdauungsenzymen überlastet, sondern hat sozusagen freiwerdende Kapazität, um all die anderen Enzyme zu bilden, die für die Erhaltung oder Wiederherstellung unserer Gesundheit notwendig sind.

Der amerikanische Enzymforscher Dr. Edward Howell hat festgestellt, daß jeder von uns ein bestimmtes Enzympotential mitbringt, das im Laufe des Lebens aufgebraucht wird. Ist dieses Potential verbraucht, dann geht das Leben zu Ende. Howell gebraucht ein anschauliches Bild. Er sagt, daß unser Enzympotential wie ein Bankkonto ist, das ein bestimmtes Guthaben aufweist. Enzymarme Kost bedeutet, daß wir unser Guthaben vor der Zeit aufbrauchen, mit den nachteiligen Folgen eines Verlustes an Vitalität. Zum Glück können wir unser Enzym Konto durch Nahrungsenzyme auffüllen, die wir unserem Organismus durch geeignete unerhitzte, unverarbeitete Kost oder durch entsprechende Enzym Präparate zuführen. Unser Guthaben steigt wieder.

Dr. Howell hielt diese Gesetzmäßigkeit für so grundlegend, daß er sie in einem Satz zusammenfaßte, den er als das Enzym Ernährungs Axiom bezeichnet hat. Diese Satz lautet: "Die Lebensdauer eines Organismus verhält sich umgekehrt proportional zum Verbrauch seines Enzympotentials. Die vermehrte Zufuhr von Nahrungsenzymen bewirkt eine entsprechende Verringerung im Verbrauch des körpereigenen Enzympotentials."

Viele Menschen haben mittlerweile die Bedeutung von Vitaminen, Spurenelementen oder anderen Mikronährstoffen für die Erhaltung ihres Wohlbefindens erkannt. Diese Substanzen sind, wie wir gehört haben, oft Bestandteil von Enzymen und Enzymsystemen. Daher kommt ihre Wirksamkeit. Die gleiche Aufmerksamkeit verdienen die Nahrungsenzyme, die wir durch Rohkost oder entsprechende Supplementierung durch Enzym-Präparate aufnehmen, um unser lebensspendendes Enzympotential zu erhalten.

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