Lexikon
Thermoregulationsdiagnostik
Am 31.12.53 berichteten Schwamm und Reeh als erste über die Infrarotstrahlung der menschlichen Haut und ihre diagnostische Auswertung. Während sie zunächst nur statische Wärmebilder (Thermografie) aufzeichneten, gingen sie bald zur dynamischen Messung, zur Thermoregulationsmessung, über. Dies basiert auf der grundsätzlichen Überlegung, daß die Temperaturveränderung auf einen Reiz eine wichtigere Information vermittelt als die absolute Temperatur. Da eine der wesentlichen Lebenseigenschaften der Zelle die Anpassungsfähigkeit ist, wird sich der Organismus in angemessener Zeit auf einen Reiz einstellen, sich anpassen. Die Güte dieser Anpassung, die Regelgüte, sagt viel über den funktionellen Zustand des Patienten (BFD).besteht die Untersuchung aus mindestens zwei Messungen, der Grundmessung vor dem Reiz und der Regulationsmessung nach dem Reiz. Eine dritte Messung zur Therapiekontrolle kann sich anschließen. Um die Meßwerte sichtbar zu machen, wird ein schnellansprechendes, geeichtes Digitalthermometer benötigt, das einen Meßwert innerhalb einer Sekunde erfaßt. Dabei bedient man sich entweder eines Strahlungsfühlers oder eines Kontaktfühlers. Der Meßwert wird von einem Schreiber aufgezeichnet: Thermogramm. Im Anschluß daran beginnt die teilweise recht schwierige Auswertung.
Inzwischen gibt es Computrprogramme, die zusammen mit einem preiswerten Personalcomputer die Auswertung ganz wesentlich vereinfachen. Um exakte Messungen zu erhalten, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein. Alles, was die Wärmeregulation beeinflußt, muß vermieden werden. Der Patient soll keine umfangreiche Mahlzeit eingenommen haben, er soll nicht erhitzt, aber entspannt sein.
Medikamente sollen, wenn möglich, 48 Stunden, Kortikoide 2-3 Wochen vorher abgesetzt werden. Die Behandlung mit energiereichen Strahlen soll 6-8 Monate zurückliegen. Wartezimmer und Untersuchungsraum sollen frei von Zugluft und etwa 20-22° C warm sein, die Untersuchung darf nicht in der Nähe von Fenstern, Wänden oder Heizkörpern stattfinden.
Die Messungen müssen rasch und ohne Störung vorgenommen werden. Der Patient wird vorher genau aufgeklärt, damit er nicht aufgeregt ist. Die ersten 30 Meßpunkte werden beim bekleideten Patienten gemessen, danach zieht er sich ohne Hektik aus, damit die restlichen 30 Punkte zügig gemessen werden können (= Standardthermogramm). Der Patient bleibt entkleidet und taucht für 1 Minute die Hände in 17-18° C kaltes Wasser. Nach 10 Minuten wird die Reaktionsmessung vorgenommen. Da organischen Veränderungen stets funktionelle vorausgehen, eignet sich die Thermoregulations-Diagnostik hervorragend als Vorsorgeuntersuchung. Es ist möglich, akut entzündliche Veränderungen von subakuten und chronisch-degenerativen zu unterscheiden. Das Thermogramm liefert wichtige Hinweise auf das Vorliegen von Herderkrankungen, Prämalignosen und manifesten Krebserkrankungen. Durch die Drittmessung kann sofort verifiziert werden, ob die in Aussicht genommene Behandlung erfolgversprechend ist, indem die krankhaft veränderten Meßwerte in den Normalbereich hineingelangen.